Allgemeines zur medizinischen Doktorarbeit

  1. Was bringt mir eine experimentelle Doktorarbeit später im Beruf?

Drei wichtige Dinge – vor allem, wenn Du planst, an einem akademischen Haus zu bleiben:

1. Du bekommst einen tiefen Einblick in experimentelle Forschung.
 Das wird Dir später als Assistenzärztin oder Assistenzarzt helfen – z. B. beim kritischen Umgang mit Studien oder wenn Du eigene Projekte planst.

2. Du hast exzellente Einstiegsmöglichkeiten für eine akademische Karriere.
 Eine experimentelle Doktorarbeit ist ein guter Ausgangspunkt für eine spätere Postdoc-Position – egal an welcher Universität. Du sammelst wertvolle Forschungserfahrung, die international anerkannt ist.

3. Du entwickelst Haltungen und Kompetenzen, die Dir im Berufsleben helfen werden.
 Während der Doktorarbeit darfst Du Fragen stellen, Fehler machen und daraus lernen – das ist normal und sogar wichtig. Später im Berufsalltag ist das (leider) nicht mehr so selbstverständlich.

Und vor allem: Du findest heraus, ob Dir Forschung liegt.
 Vielleicht willst Du danach weitermachen – vielleicht auch nicht. Beides ist okay. Aber Du wirst es wissen – und das ist viel wert. Ich bin jedenfalls sehr optimistisch

2. Wie aufwändig ist eine Doktorarbeit während des Medizinstudiums?

Eine experimentelle Doktorarbeit braucht Zeit – realistisch ein Jahr in Vollzeit mit zwei Freisemestern.

Warum?

  • Du musst Methoden lernen. Und zwar nicht nur oberflächlich, sondern so, dass Du damit selbstständig arbeiten kannst. Das dauert – aber es lohnt sich.

  • Du brauchst Freiraum zum Denken und Forschen. Gerade wenn wir mit wertvollem Patientengewebe arbeiten, wollen wir, dass es gut und sinnvoll genutzt wird. Und wir müssen immer in der Lage sein, dieses abzuholen.

  • Und ehrlich: Der spannendste Teil kommt oft am Ende. Wenn Du gerade alles beherrschst, willst Du dann wirklich aufhören? Wahrscheinlich nicht 

3.  Wann ist der beste Zeitpunkt für den Start einer Doktorarbeit (Semesterempfehlung)?

Am besten nach dem fünften oder siebten Semester. Dann ist ausreichend Zeit , dass die Arbeit veröffentlicht ist und dass Du zeitnah nach dem Ende Deines Studiums Deine Urkunde erhältst!

Zur Arbeit in Deinem Labor / Projekt

Wir beschäftigen uns mit Tumorerkrankungen, derzeit insbesondere mit dem Pankreaskarzinom und Kopf-Hals-Tumoren. Aktuelle Schwerpunkte sind z. B. die Rolle von SIX1 und CD63 in der Tumorbiologie. Dabei interessiert uns sowohl die Expression dieser Gene in Patientengewebe, als auch ihr funktioneller Einfluss in Zellkultur und in Mausmodellen.

Um diese Fragen zu beantworten, nutzen wir eine breite Palette moderner Methoden:

Patientengewebe-Analysen:

  • Immunhistochemie (IHC)

  • Immunfluoreszenz

  • In-situ-Hybridisierung

  • Durchflusszytometrie

  • Multiplex-Verfahren zur gleichzeitigen Detektion mehrerer Marker

  • Hochdurchsatzverfahren

In-vitro-Methoden (Zellkultur):

  • Zellbasierte Assays wie Proliferation, Apoptose, Migration, Invasion

  • Analysen auf Genregulations-, Genexpressions- und Proteinebene

  • Isolierung und Charakterisierung von Zellpopulationen aus Patientengewebe

  • Arbeit mit induzierten pluripotenten Stammzellen (iPSCs) zur Modellierung von Organentwicklung

 In-vivo-Modelle (Maus):

  • Syngene, transgene und ektope Tumormodelle

  • Analyse von Tumorentstehung, -progression und Therapieansprechen

  • Biolumineszenz-basierte Live-Imaging-Methoden

Datenanalyse & Bioinformatik:

  • Analyse von Expressionsdaten

  • Grundlagen der Datenverarbeitung großer biologischer Datensätze

Unser Ziel ist es nicht, neue Methoden zu entwickeln, sondern bestehende Technologien klug und sinnvoll einzusetzen, um biologische Zusammenhänge zu verstehen – und damit langfristig Patientinnen und Patienten zu helfen.

4. Welche Themen und Methoden werden in Eurer Arbeitsgruppe verwendet?

5. Welche Vorkenntnisse brauche ich für eine experimentelle Doktorarbeit bei Euch?

Das Allerwichtigste ist Deine Motivation!
Vorkenntnisse sind hilfreich, aber absolut keine Voraussetzung. Du wirst alles bei uns Schritt für Schritt erlernen – egal, ob Du schon einmal eine Pipette in der Hand hattest oder nicht. Wichtig ist, dass Du offen für Neues bist und Lust hast, Dich in die Methoden einzuarbeiten. Der Rest kommt mit der Zeit.

6. Muss ich Tierversuche machen oder sind diese freiwillig?

Grundsätzlich freuen wir uns, wenn Du Bereitschaft für Arbeiten mit Mausmodellen mitbringst. Warum? Weil viele biologische Mechanismen in vitro nicht vollständig erfassbar sind, und Tierversuche Dir wichtige Kompetenzen vermitteln, wenn Du später weiter in der Forschung arbeiten möchtest – z. B. bei der Bewerbung um eine gute Postdoc-Stelle.

Wenn eine umfassende Beteiligung an Tierexperimenten für Dich nicht möglich ist, setzen wir voraus, dass Du zumindest klinische Untersuchungen an Mäusen durchführen kannst – nach einem entsprechenden Basistierkurs.

Sollte auch das nicht machbar sein, sprich bitte offen mit uns. Wir finden eine Lösung – aber wir müssen auch fair gegenüber dem Team sein, denn die Aufgaben werden gemeinsam getragen.

7. Wie viel Zeit sollte ich pro Woche realistisch einplanen?

Ich hoffe natürlich, dass Forschung für Dich schnell mehr wird als nur ein Pflichtprogramm – vielleicht sogar ein echtes Hobby! Und ja, viele kommen gerne ins Labor.

In der Regel kannst Du mit einem normalen Arbeitstag rechnen.
Manchmal wird es länger, manchmal früher – wichtig ist, dass Du engagiert arbeitest, aber auch nicht einfach absitzt. Wenn Deine Arbeit für den Tag erledigt ist, ist das genauso in Ordnung, wie wenn Du mal länger bleibst, weil ein Experiment läuft.

Und: Wir sind ein Team, das auch persönliche Situationen berücksichtigt. Wenn Du mal einen Termin hast oder einen ruhigeren Tag brauchst, lässt sich das in der Regel gut vereinbaren.

8. Kann ich die Arbeit auch mit dem PJ oder einem Auslandsaufenthalt kombinieren?

Ein Auslandssemester während des Studiums ist natürlich kein Problem.

Eine experimentelle Doktorarbeit parallel zum PJ oder als „Nebenher-Projekt“ ist allerdings nicht möglich. Dafür ist der zeitliche und methodische Aufwand zu groß (siehe oben).

Was aber sehr wohl möglich ist:
Wenn Du im Rahmen Deiner Doktorarbeit gerne für ein oder zwei Monate in ein Labor im Ausland gehen möchtest, unterstütze ich das ausdrücklich – und wir finden gemeinsam eine passende Lösung.

Zur Betreuung und Organisation

9. Wie läuft die Betreuung ab? Gibt es regelmäßige Meetings oder Ansprechpartnerinnen und -partner?

Wir treffen uns mindestens einmal pro Woche als gesamtes Team. Zusätzlich stehen Dir die anderen als Ansprechpersonen zur Verfügung. Darüber hinaus bin ich täglich mindestens einmal im Labor präsent und begleite Dich in Deiner Projektentwicklung. Zusätzlich steht mir ab und zu eine ganze Forschungswoche zur Verfügung.

10. Wie ist das Team – gibt es auch andere Studierende oder Promovierende?

Klar! Auch wenn die konkrete Zusammensetzung nicht garantiert werden kann, ist es immer das Ziel, ein gut gemischtes Team aus Medizindoktorandinnen und -doktoranden, PhD-Doktorandinnen und -doktoranden, und Masterstudierenden zu haben. Außerdem teilen wir uns Arbeitsfläche mit der Arbeitsgruppe von Thomas Schmidt und sind im Trio angesiedelt, so dass viele Möglichkeiten bestehen, andere Studierende und Promovierende kennenzulernen.

11. Was passiert, wenn ich merke, dass ich doch nicht weitermachen kann?

Falls Du Deine Doktorarbeit nicht fortsetzen kannst, finden wir gemeinsam eine Lösung, mit der Du Dein Studium ohne Nachteile fortführen kannst. Wichtig ist: Sprich frühzeitig mit uns – Offenheit hilft uns allen.

Finanzielles und Stipendium

12. Gibt es eine Vergütung oder kann ich ein Stipendium bekommen?

Ein großer Vorteil einer Doktorarbeit ist der vergleichsweise einfache Zugang zu Stipendien, beispielsweise von Köln Fortune oder anderen Förderern.

13. Welche Voraussetzungen gelten für ein Promotionsstipendium (z. B. Note, Studiendauer)?

Das hängt von der Förderorganisation ab. Köln Fortune verlangt z. B. eine Physikumsnote von mindestens 2,5 und ein Freisemester für Forschung. Die Deutsche Krebshilfe setzt mindestens eine 2,0 voraus.

14. Helft Ihr bei der Bewerbung für ein Stipendium?

Klar, gerne! Wir arbeiten bei der Antragsstellung eng zusammen.

Bewerbung und Ablauf

15. Wie kann ich mich bewerben? Welche Unterlagen braucht Ihr?

Eine kurze E-Mail mit Deinem Lebenslauf und zehn Zeilen Motivation reicht völlig aus. Wir treffen uns dann zu einem ersten Gespräch – und wenn es für beide Seiten passt, nachdem Du Dich mit dem restlichen Team getroffen hast, folgt ein zweites Treffen zur Detailabsprache.

16. Bis wann muss ich mich bewerben? Gibt es feste Fristen oder läuft das ganzjährig?

Der Einstieg ist grundsätzlich zum Semesterbeginn möglich – abhängig von verfügbaren Projekten. Eine frühzeitige Kontaktaufnahme lohnt sich.

17. Wie lange dauert eine Doktorarbeit im Schnitt (realistisch)?

in Jahr für die Experimente und etwa drei Monate fürs Schreiben (neben dem Studium) sind bei guter Planung realistisch. Eine Publikation oder Kongressbeiträge benötigen zusätzliche Zeit.

18. Was passiert am Ende – muss ich publizieren oder „nur“ die Arbeit schreiben?

Beides hat Vorteile. Eine Publikation stärkt Dein wissenschaftliches Profil und ist für unsere Förderer wichtig. Eine Monografie zusätzlich zu schreiben empfehlen wir trotzdem – sie ist heute dank digitaler Tools gut machbar und sichert Deinen Abschluss auch unabhängig von externen Publikationsprozessen.

Zusatzfragen

19. Was hat Euch am meisten überrascht bei Eurer eigenen Doktorarbeit?

Wie schnell man neue Fertigkeiten lernt – und wie viel Freude ein Jahr in der Forschung machen kann. Mein Jahr in Heidelberg war die Grundlage für alles, was ich heute wissenschaftlich tue.

20. Habt Ihr Tipps für die Wahl des richtigen Projekts?

Wichtiger als das perfekte Thema ist eine gute, motivierende Betreuung. Das Thema darf und wird sich weiterentwickeln. Entscheidend ist, dass Du Dich für das grundsätzliche Thema begeistern kannst.

21. Was macht Eure Arbeitsgruppe besonders?

Unsere Projekte sind vollständig drittmittelfinanziert. Das ist anspruchsvoll, aber auch ein Qualitätsnachweis: Unsere Forschung wurde von externen Gutachterinnen und -gutachtern als förderwürdig bewertet. Gleichzeitig arbeiten wir mit klarem Ziel: Deine Doktorarbeit soll zu einem erfolgreichen Abschluss führen – für Dich und für uns.

22. Warum beschäftigt ihr euch mit Kopf-Hals-Karzinomen?

Einfache Antwort. Mein Vater ist mit 54 Jahren vor nun mehr als zwölf Jahren, wenige Tage vor seinem 55. Geburtstag, an einem Mundhöhlenkarzinom verstorben. Darum kenne ich die sozialen und menschlichen Folgen dieser Erkrankungen von ganz nah. Und es motiviert mich, für Patientinnen und Patienten, wie meinem Papa, einen Unterschied zu machen.

23. Was macht euch an Forschung am meisten Freude?

Ganz klar die Möglichkeit, seine eigenen Ideen zu entwickeln. Hier ist vor Forschung als Ideenbusiness grundverschieden von der klinischen Tätigkeit als „Safety-Business“. Darüber hinaus bietet experimentelle Forschung die Möglichkeit, einen Unterschied für Patientinnen und Patienten zu machen, der weit über die eigene ärztliche Tätigkeit hinausgeht. Und man macht persönliche Erfahrungen, die das eigene Leben bereichern.

24. Warum ist Dir eine gute Betreuung von Doktorandinnen und Doktoranden so wichtig?

Ohne meinen Betreuer Christoph Kahlert wäre ich nie als Postdoktorand nach Kalifornien gegangen. Ohne ihn würde ich heute sicherlich nicht so engagiert wissenschaftlich tätig sein. Dies zeigt, wie wichtig eine gute Betreuung für den weiteren wissenschaftlichen, ärztlichen und persönlichen Lebensweg ist.

25. Bietet ihr auch klinische und vorklinische Projekte an?

Ja, verbunden mit dem grundsätzlichen Interesse, auch anschließend ein Jahr für eine experimentelle Doktorarbeit zu verwenden. In diesem Sinne bieten die Projekte die Möglichkeit, reinzuschnuppern.